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Wenn das Gehirn zur Randerscheinung wird

Fallbericht Neurologie:i Als ein 44-jähriger Verwaltungsbeamter mit leichter Schwäche im linken Bein Hilfe in einer Marseiller Klinik sucht, ahnen weder er noch die Ärzte, mit welcher medizinischen Besonderheit sie konfrontiert werden. Der Blick aufs CT zeigt, dass sich das Gehirn nicht dort befindet, wo es sein sollte. 

Die genauere Betrachtung enthüllt: Sein Gehirn wird als schmale Schicht an den Rand des Schädels gepresst. Denn der Patient weist eine massive Erweiterung der seitlichen, dritten und vierten Hirnventrikel auf -selbst für gestandene Mediziner ein ebenso kurioses wie schockierendes Bild. Zusätzlich decken die CT-Bilder des Mannes auf, dass seine Hirnhaut sehr dünn ist und dass er eine Zyste in der hinteren Schädelgrube hat. Der erste Therapieversuch, eine neuroendeskopisch durchgeführte Ventrikulozisternostomie (Drainage vom Seitenventrikel in die Cisterna magna), lindert die Beinschwäche nur kurzfristig. 

Ebenso spektakulär wie der Befund ist das Ergebnis neuropsychologischer Tests, denn der Mann hat trotz seines extrem verkleinerten Gehirns einen Intelligenzquotienten von 75 - und liegt damit zwar unter dem Durchschnitt, aber noch im unteren „normalen" Spektrum. Außerdem zeigt der Patient ein normales Sozialverhalten und keine weiteren Auffälligkeiten. Doch wie ist das möglich?